TSV Wriedel 3:3 TuS Ebstorf

Spielbericht

Jetzt galt es für den TSV Wriedel! Die Blau-Gelben (4. / 46 Punkte) benötigten im Aufstiegskampf gegen den Zweiten und ewigen Rivalen TuS Ebstorf (50 Punkte) unbedingt einen Sieg, sollte der Traum vom Aufstieg weiterleben. „Jetzt ist die Chance da, wir sind entsprechend vorbereitet“, sagte TSV-Coach Dirk Bahr im Vorfeld der Partie gegenüber der AZ und hoffte auf eine gute Tagesform seiner Schützlinge. Die Ebstorfer offenbarten zuletzt Schwächen in der Defensive, kassierten für ein Topteam zu viele Gegentreffer (neun in den letzten vier Spielen). „Wir freuen uns riesig aufs Derby und werden alles dafür tun, um als Sieger vom Platz zu gehen“, äußerte sich Trainer Björn Penkert im AZ-Interview.


Bei 21 Grad und Sonnenschein trafen sich am Sonntag neben beiden Mannschaften auch ca. 250 Zuschauer im Ernst-Bremer-Rund in Wriedel. Das wohl hitzigste Derby der Liga stand an - der West Classico. Im dramatischen Hinspiel (2:2) verspielten die Ebstorfer vor heimischer Kulisse noch eine 2:0 Führung. Spannung sollte auch dieses Mal garantiert sein.


Pünktlich um 15:00 Uhr pfiff der Unparteiische Colin-Julian Kratschmer die Begegnung auf dem frisch gemähten und perfekt daher kommenden Rasen an. Die Ebstorfer starteten spielbestimmend und sehr selbstbewusst. Der Ball wurde gut laufen gelassen und die sehr defensiv sowie kompakt stehenden Wriedeler konzentrierten sich zunächst auf die Verteidigung und lauerten auf ihre Konterchancen.


In der 20. Minute erspielte sich die Penkert Entourage die erste Chance des Spiels. Mattern kam von links aus sehr spitzem Winkel zum Abschluss und prüfte Gogollock mit seinem Flachschuss. Der TSV Keeper parierte stark zur Ecke - Test bestanden. Die Spiellust der Rot-Weißen konnte man an diesem Sonntag förmlich spüren. Die Kommunikation untereinander sowie von der Trainerbank sorgte für eine euphorisch positive Stimmung im Lager des Tabellenzweiten.


Die nächste Chance verbuchte der spielbestimmende TuS Mitte der 1. Halbzeit, als sich Gausmann über links durchtankte und den Ball mustergültig in den Strafraum flankte, wo er aber keinen Abnehmer fand. Die kurz unsortierten Wriedeler verloren in Klärungsnot den Ball an Rudyj, der zurück auf Gausmann flankte und dieser per Kopf abschloss - Gogollock rettete auf der Linie. (25‘) Es spielten in dieser Phase nur die Ebstorfer. Alle Konterversuche der Blau-Gelben konnte die Penkert-Elf unterbinden. Hervorzuheben ist hier Juraschek, der bis dato jeden Zweikampf für sich entschied.


In der Folge hatten die Wriedeler durch einen Eckball ihre erste Offensivaktion des Spiels. Flanke, Schuss übers Tor, keine Gefahr für Kattesch. Durch sehr viel Ballbesitz und gutem Stellungs- sowie Passspiel kamen die Ebstorfer immer wieder zu Torabschlüssen. So waren es Rudyj (35‘) und Gausmann (38‘), die durch zu unpräzise Abschlüssen ihre Gelegenheiten leider nicht in Tore umwandeln konnten.


Kurz danach kam auch mal die Heimmannschaft aus Wriedel zum Zug. Eine offenbar ungefährliche Flanke wurde von Gade in den Strafraum der Ebstorfer geschlagen. Vom Keeper falsch eingeschätzt wurde der Ball nicht weit genug entschärft und fiel Schult von Kattesch‘s Faust direkt vor die Füße. Der bedankte sich 2m vor dem Tor und schob zur 1:0 Führung ein. Völlig aus dem Nichts also die Führung der Heimmannschaft aus Wriedel. Die Penkert Equipe schien davon unbeeindruckt zu sein und spielte weiter munter nach vorne. Im Gegenzug flankte Martischewski auf der anderen Seite auf den freigelaufenen Mattern, der per Kopfball erneut am starken Gogollock scheiterte. Eine bis hierhin bärenstarke Leistung vom Keeper der Wriedeler.


Kurz vor dem Pausentee führte Rudyj einen Einwurf in Höhe des Sechszehners schnell aus und fand mit Mattern einen Abnehmer, der den Ball erst - mit dem Rücken zum Tor stehend - mit der Brust annahm, sich drehte und sofort volley abzog. Drin das Ding zum 1:1 - was für ein sensationelles Seitfallzieher-Tor aus gut 20m Entfernung und keine Chance für Gogollock, da der Ball im rechten Knick landete. (45‘) Mit diesem Spielstand ging es kurz danach in die Halbzeitpause - alles also wieder auf Anfang.

 

Die zweite Hälfte begann deutlich temporeicher als die Erste. Fand das Trainergespann Penkert - Meyer wohl die richtigen Worte in der Pause. Die Ebstorfer erspielten sich nun Chance für Chance und drängten auf die längst hochverdiente Führung. So war es Mattern, der seinen Schuss knapp über die Latte setzte (48‘) oder Martischewski, dessen Dribblings und guten 1-vs-1 Aktionen leider keinen Abnehmer zum Torabschluss fanden. Immer wieder waren es Gausmann, Martischewski und Mattern, die von der Wriedeler Abwehr nicht aufgehalten werden konnten. Leider wurden diese potenziellen Möglichkeiten zu leichtsinnig vergeben. In der 55. Minute der nächste Schockmoment für Wriedel. Martischewski zirkelte einen Eckball aufs Tor von Gogollock, der wieder einmal den Ball stark parierte - der hätte gepasst.


Kurz darauf ließ der TSV Wriedel seine Klasse im Konterspiel aufblitzen. Ein Fehlpass im Zentrum der Rot-Weißen leitete den Gegenstoß für Wriedel ein. Perfektes umschalten und zwei schnelle Pässe reichten aus um die hoch stehende Ebstorfer Hintermannschaft hier auszuhebeln. Der flinke Schult brach aus und überwand Kattesch im Tor. 2:1 für Wriedel durch ihren zweiten Torabschluss im Spiel. Eiskalt und effizient, das macht die Mannschaft von Trainer Bahr so brandgefährlich. (58‘)


Sehr bitter für die Penkert-Elf erneut in Rückstand zu geraten, obwohl sie die spielbestimmende Mannschaft waren. Ca. 75% Ballbesitz und ein deutliches Chancenplus auf dem Konto brachten bis hierhin nichts ein. Die Ebstorfer ließen sich aber nichts anmerken und spielten weiter guten, offensiven Fußball. Sie kesselten die Wriedeler erneut in dessen Strafraumhälfte ein und kamen immer wieder über die Außen und durch Flanken zu Torabschlüssen. Doch wieder waren es die Blau-Gelben, die das nächste Tor erzielten. Abermals ein leichtsinnig verursachter Fehlpass im Zentrum, wieder schaltete die Heimelf blitzschnell um und erneut war es Schult, der den Ball an Kattesch vorbeischieben konnte. Nichts zu machen für den Ebstorfer Keeper. 3:1 in der 77. Minute. Was für ein verrückter Spielverlauf. Das Spiel schien entschieden und die Gäste sichtlich angefressen.


Doch die Ebstorfer kämpften weiter. Sie spielten aggressiv, klug und mutig. Nach starker Kombination über Rexhepi, Mattern und Martischewski, dessen Hereingabe Rexhepi aus 5m verwandelte, erspielten sie sich vier Minuten nach dem Gegentor den Anschlusstreffer. Moralisch vorbildlich für jeden Sportsmann, denn hier wurde noch lange nicht aufgegeben.


Es waren noch nur noch fünf Minuten zu spielen und es marschierten nun ausschließlich die Ebstorfer. Der starke Gogollock verhinderte zunächst den Ausgleich, ehe kurz vor Ultimo die Abwehr Wriedels geschlagen war und Peters im 1-vs-1 vom TSV-Schlussmann von den Beinen geholt wurde. Glasklarer 11m doch der Unparteiische schien die Aktion nicht gesehen zu haben und der Pfiff blieb aus. Die Ebstorfer konnten eine Niederlage an diesem Tag nicht einsehen und spielten couragiert weiter. In der Nachspielzeit konnte Mattern dann im Strafraum wieder nur durch Foul gestoppt werden und dieses Mal entschied der Schiedsrichter folgerichtig auf Strafstoß. Herrmann nahm sich ein Herz und verwandelte eiskalt zum laut umjubelten 3:3 Ausgleich.


Die allerletzte Aktion im Spiel hatten nochmals die Wriedeler, die hier tatsächlich das Spiel für sich hätten entscheiden können. Ein langer Ball überspielte die Ebstorfer Abwehr und der durchgelaufene Tödter kam zum Abschluss aus vier Metern. Kattesch parierte aber sensationell und konnte seinen Patzer (1:0) aus Halbzeit 1 wettmachen. Abpfiff - Spielende - 3:3 .


In einem dramatischen, sehr temporeichen und qualitativ guten Fußballspiel teilen sich die Dauerrivalen in dieser Saison zum wiederholten Male die Punkte. Wieder einmal scheitert der TuS Ebstorf an sich selbst und seiner Ineffizienz vor dem Tor. Trotz der sehr schmeichelhaften 3:1 Führung kann der TSV Wriedel hier mit dem Punktgewinn sehr gut leben. Ein Sieg wäre wie bereits im Hinspiel nicht gerecht gewesen, der Punkt geht aufgrund der Effektivität und Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor aber in Ordnung.

Autor: Hussein Salim - 18

Aufstellung

Auswechselungen

Rudyj ↔ Pfanzagl (70')

Tore

1:0 Schult - TSV (36')
1:1 Mattern (Rudyj | 45')
2:1 Schult - TSV (58')
3:1 Schult - TSV (72')
3:2 Rexhepi (Pfanzagl | 80')
3:3 Herrmann (Mattern | 90'+1 | FE)